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Euronat  mon amour   aber mit Hindernissen!
 
Es ist inzwischen 20 Jahre her, dass wir das erste Mal ins Euronat gekommen sind. Davor haben wir etwa 15 Jahre hier in der Gegend Campingurlaube gemacht und uns in die Atlantikküste verliebt. Das Euronat anzusteuern war eine sehr spontane Entscheidung, die insbesondere dadurch getriggert wurde, dass auf dem Campingplatz, den wir zumeist aufgesucht hatten, ein Besitzerwechsel stattgefunden hatte und die durch den neuen Patron eingeführten Regeln uns nicht mehr behagten. Am Strand genossen wir die Möglichkeit, uns ohne Textilien aufzuhalten, obwohl er kein ausgewiesener Nudistenstrand war. Wir wurden aber geduldet. Nackt zu leben jedoch war für uns eine neue Herausforderung.

 
Am Einlass wurden wir zuerst gefragt, ob wir Mitglied in einem FKK Verein seien, was wir verneinen mussten. Also wurde uns angeboten, gegen eine geringe Gebühr einem französischen Club beizutreten. Der Platz selber hat uns von Anfang an fasziniert und gefangen genommen. Die Stellplätze für Wohnwagen oder Wohnmobile waren großzügig bemessen, völlig anders, als wir es von anderen Plätzen gewohnt waren, wo wir praktisch aus dem Küchenfenster unseres Mobiles rüberreichen konnten und uns aus der Küche des Nachbarn das Salz entnehmen konnten, ohne unser Mobil zu verlassen. Das ist zwar etwas übertrieben, entspricht aber unserem Empfinden. Der Platz hier im Euronat gab uns tatsächlich das Gefühl von Freiheit  Liberté!
 
Darüber hinaus begeisterte uns, dass unabhängig vom Geschlecht, vom Alter, von Hautfarbe, von körperlichen Vorzügen oder Nachteilen bis hin zu den deutlich sichtbaren Folgen schwerwiegender chirurgischer Eingriffe jedermann und jede Frau sich selbstverständlich nackt bewegte. Das war für uns ein gelebtes Beispiel des zweiten Begriffes der französischen Losung  Égalité.
 
Dieser Eindruck führte dazu, dass wir jährlich wieder zurück ins Euronat kamen. Dabei blieben wir standhaft gegenüber den Verlockungen, die sich aus etlichen Gesprächen mit einem geschäftstüchtigen deutschen Verkäufer zum Erwerb eines Hauses ergaben, der gemäß einer namhaften deutschen Zeitschrift "den Nackten das Geld aus der Tasche zog". Knappe 15 Jahre später war dann auch bei uns die Entscheidung gefallen, uns hier sesshafter zu machen und wir kauften ein Häuschen, in das wir uns spontan "verguckt" hatten. Damit verlängerte sich auch unsere jährliche Aufenthaltsdauer hier im Euronat, was noch weiteren Anschub dadurch bekam, dass ich in Rente ging.
 
Seitdem ergeben sich für uns allerdings einige Schattenseiten, von denen wir etliche als sehr störend empfinden. Um es vorweg zu sagen: Diese Schattenseiten haben fast alle nur mittelbar mit dem Euronat zu tun, in erster Linie jedoch mit dem Verhalten einiger Gäste hier.
 
1.)
Vivre nu: Immer wieder begegnen Einem hier auf dem Platz große Transparente, auf denen darauf hingewiesen wird, dass man sich hier in einem FKK Gelände befindet und dementsprechend auch nackt leben soll. Leider kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, dass mit den Jahren zunehmend Gäste ins Euronat kommen, für die diese Lebensart fremd zu sein scheint und die sich auch nicht einpassen wollen. Auf Straßen, Wegen, am Strand, auf den Grundstücken, im Zentrum, überall trifft man auf voll bekleidete Menschen. Dabei habe ich Verständnis dafür, wenn man sich ankleidet, wenn die Temperaturen kühl werden oder wenn man zum Dîner ins Restaurant geht. Aber bei 30 Grad im Schatten oder mehr, fehlt mir tagsüber dafür das Verständnis.
In diesem Jahr waren große Jugendgruppen in Begleitung von Aufsichtspersonen zu sehen, die ebenfalls vollständig bekleidet ihren sportlichen Ambitionen nachgingen oder vom Zentrum zum Strand liefen und zurück. Dass viele Jugendliche im pubertierenden Alter Probleme mit der Nacktheit haben, ist verständlich. Damit muss man umgehen, aber so?
 
2.)
Natürlich Leben und Naturschutz: Inzwischen kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, dass das Euronat in der Saison ein Zentrum der Fußlahmen ist, zumindest, wenn man den Strand aufsucht. Sämtliche Abstellmöglichkeiten oder auch Abstellunmöglichkeiten insbesondere am Nordstrand sind belegt von PKWs, SUVs, Wohnmobilen etc. Wer noch auf der Suche nach einer Lücke für sein Fahrzeug ist, meint, sich beeilen zu müssen. Schnell fahrende Fahrzeuge wirbeln dabei auf den Wegen parallel zum Strand reichlich Sand und Staub auf, der dann von Radfahrern und Fußgängern auf diesen Wegen geschluckt werden muss. Wer evtl. krankheitsbedingt Atemwegsprobleme hat, ist dann anscheinend selbst Schuld. Rücksichtnahme ist hier nicht gefragt. Nur der Schnellste hat eine Chance. Darunter leiden die anderen Menschen, wie auch die Natur.
Ich habe Verständnis für Menschen mit Behinderungen, die sich ohne einen fahrbaren Untersatz sehr schwer tun, an den Strand zu kommen. Denen müssen solche Möglichkeiten offen stehen, aber nicht den Fußlahmen und Bequemen.

 
3.)Erholung in der Natur: In diesem Kontext spielt Ruhe eine Rolle, Ruhe tagsüber und insbesondere nachts. Für die Nachtruhe ist eigentlich nach den Euronatstatuten gesorgt: In der Saison dürfen an den Häusern keine Arbeiten verrichtet werden, die mit Geräuschentwicklung verbunden sind. Nach 22 Uhr ist Nachtruhe einzuhalten. Doch wer hält sich daran? Im Zentrum beginnen innerhalb der Saison Musikevents gegen 21:30 h. Deren Schallwellen breiten sich in zumindest die angrenzenden Bereiche des Camping und die Dörfer Europa und Südamerika aus, besonders die Bässe. Nun gut, bis 22 Uhr wäre das hinzunehmen, doch das Amüsement kann doch nicht nach ½ Stunde bereits enden! Das wäre schädlich für das Geschäft der Restaurants und des Euronat. Also setzt man sich ungehindert über die Statuten hinweg und erweitert das Zeitfenster locker bis Mitternacht und darüber hinaus.
Spätestens dann, wenn die Musikveranstaltungen beendet sind, setzen sich fröhlich und laut diskutierende, singende, teilweise testosterongeschwängerte, teilweise alkoholisierte Gruppen Jugendlicher in Marsch vom Zentrum zum Strand. Das zieht sich, da sie nicht als Gesamtgruppe, sondern in Kleingruppen unterwegs sind. Auch deren Rückweg erstreckt sich bis nach 6 Uhr morgens mit unverminderter Lautstärke, sodass der Begriff Nachtruhe für die Euronatgäste, die entlang der Hauptachse zum Strand ihr Quartier bezogen haben, neu definiert werden muss.
 
4.)
Respekt dem Anderen gegenüber: Gerade in diesem Jahr spielt der Respekt der Unversehrtheit der Anderen eine große Rolle. Die meisten Gäste im Gelände nehmen das auch ernst. In den meisten Geschäften ist z.B. Maskenpflicht und Händedesinfektion keine leere Phrase und wird auch eingefordert. Aber auch hier gibt es Ausnahmen, die selten aufgefordert werden, sich korrekt zu verhalten.
 
Auch im Straßenverkehr macht sich das Recht des Stärkeren breit. Als Fahrradfahrer wagt man seiner eigenen Gesundheit wegen nicht, darauf zu verweisen, dass praktisch alle Straßen hier im Gelände gleichberechtigt sind und daher das Gebot "rechts vor links" gilt. Ein Großteil der Autofahrer scheint noch garnicht begriffen zu haben, dass Verkehrsregeln auch hier im Gelände gelten, wie auch die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 Km/h. Bei Einigen wirken auch die Bodenwellen nicht. Sie werden sportlich genommen, der Fahrzeugfederung sei Dank! Mit dem Großteil der motorisierten Fahrer sind nicht nur Touristen gemeint, sondern auch Handwerker, Lieferanten, Euronatfahrzeuge etc.
 
Neben den Kraftfahrern erweisen aber auch die Radfahrer anderen Verkehrsteilnehmern nicht den nötigen Respekt. Bei manchen von denen hat man den Eindruck, dass sie sich auf der Tour de France befinden. Straßenbeschilderung, insbesondere Stoppschilder scheinen eher Scherzartikel zu sein, als ein ernsthaftes Gebot. Man nimmt sie vielfach überhaupt nicht wahr.
 
Von Westen nach Osten durchzieht ein ausgewiesener, für beide Fahrtrichtungen geltender Radweg das Euronat vom Atlantik bis zum Acceuil. Dennoch nutzen etliche Radfahrer die Straße oder gar den parallel verlaufenden Fußweg (Vielleicht weil der Radweg an vielen Stellen zu eng ist, wenn einem Räder mit Anbauten für Surfbretter, mit Anhängern, quer gelegtem Sonnenschirm für den Strand etc. entgegen kommen). Würden sie die Rechte der Fußgänger respektieren, wäre da auch wenig gegen einzuwenden. Allerdings wird man als Fußgänger heftig angeklingelt, wenn man einem von hinten kommenden Radfahrer nicht sofort Platz macht.
 
Aber auch Fußgängern ist egoistisches Verhalten nicht fremd. Vier oder fünf Personen nebeneinander gehend blockieren die Fußwege. Fußgänger benutzen auch die ausgewiesenen Radwege. Auch dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn sie sich rücksichtsvoll den Radfahrern und deren Rechten gegenüber verhielten.

 
Diese Beispiele zeigen, dass wir alle viel tun könnten, um allen auch den Aufenthalt hier im Euronat zu einem Aufenthalt im Paradies zu machen. Jeder sollte sich dabei an die eigene Nase fassen und gute Vorsätze einhalten. Aber auch die Betreiber des Euronat könnten Vieles dazu beitragen.
 
So könnte der
Verkehr zum Strand z.B. am Kreisverkehr bei Amérique du nord abgeriegelt werden. Durchfahrt sollte nur noch für Rettungs-, euronateigene Fahrzeuge und für Behinderte möglich sein. Zu den Fahrzeugen des Euronat könnten auch elektrisch betriebene Shuttles für Menschen sein, denen aus gesundheitlichen Gründen der Weg zum Strand zu Fuß oder mit dem Fahrrad nicht zugemutet werden kann. Solche Shuttles könnten entweder in zeitlich festgelegter Taktung fahren oder als Ruftaxis.
 
Sicherheit in
Notfällen ist eine weitere Aufgabe des Euronat. Dazu ist es nicht erforderlich, dass Mitwirkende der Security die PS- Stärke ihrer Motorräder ausreizen. Wichtiger ist, dass fachlich medizinische Hilfe den Notfallort ungehindert erreicht. Rechtfertigende Gründe für Eilfahrten gibt es nur für fachlich qualifizierte Rettungskräfte, wie Notfallsanitäter oder Ärzte. Um einen solchen Einsatz jedoch auslösen zu können, bedarf es ungehinderter Notrufmöglichkeiten. Notrufsäulen fehlen weitgehend, Handyverbindungen sind an vielen Stellen des Geländes Glückssache, weil die Netzabdeckung sehr lückenhaft ist. Hier muss sich die Euronatgesellschaft engagierter dafür einsetzen, dass dieses seit Jahren existierende Problem endlich der Vergangenheit angehört.
 
Die Einrichtung des
Hundestrandes ist eine gute Sache. Das ist in Frankreich nicht unbedingt üblich. Wenn Hundebesitzer ihre Lieblinge aber bei heißem Sommerwetter nicht in den Fahrzeugen zurücklassen sollen, dann müssen sie auch die Möglichkeit haben, mit ihren "Lakritznasen" an den Strand zu gelangen. Warum fährt man sonst ans Meer?  Wenn aber Frauchen oder Herrchen einem dringenden Bedürfnis nachkommen müssen, sind sie aufgeschmissen. Zu den Sanitärhäusern am Haupt- und Südstrand dürfen sie nicht mit Hundi. Also müssen sie versuchen, mit letzter Not noch eines der Sanitärhäuser auf dem Camping zu erreichen, oder sich in die Büsche drücken. Viel Spaß denen, die anschließend gerade zu Fuß diese Stelle passieren. Auch hier ist das Euronat gefragt, Abhilfen zu schaffen.
 
Tierische Hinterlassenschaften: Hundebesitzer entrichten für den Aufenthalt ihrer Vierbeiner im Euronat eine Tagespauschale. Sie sind verpflichtet, ihren Hund an der Leine zu führen  was leider etliche Hundeführer nicht beachten, weil ihr Hund allenfalls spielen will und sonst auch sofort abrufbar ist  und deren feste Hinterlassenschaften aufzusammeln und in den Müllbehältern zu entsorgen. Das tun die Meisten, aber man hat auch hier den Eindruck, dass je kleiner der Hund und sein Geschäft, desto eher benötigen deren Besitzer eine Lupenbrille, weil sie sonst die Häufchen nicht finden, sondern liegen lassen.
 
Auch wenn man sie mit Äpfeln vergleicht, sind die Hinterlassenschaften der Pferde, die mehrfach täglich das Euronatgelände von Ost nach West durchqueren, dabei auch mehrere Straßen überqueren und diese oftmals "veräppeln" noch tagelang zu identifizieren, dann aber eher verteilt, plattgefahren oder -getreten. Das Geschäft mit den Reitstunden hier scheint wohl frei von Verpflichtungen zur Sauberhaltung des Geländes zu sein. Die Betreiber dieses Geschäftes sollten zur Beseitigung der Geschäftsspuren verpflichtet werden.
 
So, da habe ich mich mal wieder in Rage geschrieben und könnte das auch noch fortsetzen, aber dann müsste man eine Fortsetzungsserie daraus machen. Wer will das schon?
Doch es ist schon wichtig, dass alle, Euronat, wie auch dessen Gäste, darauf achten, dass für Alle der Aufenthalt hier wirklich paradiesisch wird.
 
WD
05.09.2020